Fachagentur Nachwachsende RohstoffeEin Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

 

FNR-Pressemitteilung

700 Pfropflinge trotzen dem Eschentriebsterben

Samenplantage in MV soll Saatgut für Eschen mit erhöhter Resistenz liefern

Im mecklenburgischen Tressow sind auf einer Versuchsfläche des Landes Mecklenburg-Vorpommern Anfang April die ersten 700 Eschenpfropflinge gepflanzt worden. Die Setzlinge stammen von Eschen, die eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen das Eschentriebsterben gezeigt haben. Sie bilden den Grundstock für eine Samenplantage, aus der in etwa zehn Jahren hochwertiges Vermehrungsgut für Aufforstungen gewonnen werden soll.

Das Anlegen der Samenplantage aus Genotypen mit hoher Resistenz gegenüber dem Verursacher des Eschensterbens, einem aus Ostasien eingeschleppten Schlauchpilz (Hymenoscyphus fraxineus), ist Teil eines Verbundvorhabens zum Erhalt der Gemeinen Esche, an dem neben dem Forstlichen Versuchswesen der Landesforst MV auch das Thünen-Institut für Forstgenetik beteiligt ist.

Für die Bepflanzung der Plantage waren 2018 aus den Kronen augenscheinlich gesunder Eschen Reiser geschnitten und auf bewurzelte Eschenstämmchen aufgepfropft worden. Nach ihrer genetischen Charakterisierung wurden die in Töpfen herangezogenen Pfropflinge mit verschiedenen Methoden auf ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem verursachenden Pilz  getestet. 700 der getesteten Pflanzen – sie stammen von 70 Mutterbäumen, so genannten „Plusbäumen“ ab – blieben vital. Ihre offenkundig erhöhte Abwehrkraft gegen das Eschentriebsterben sollen sie künftig an ihre Nachkommenschaft weitergeben.

Aktuell laufen Resistenztests mit Pfropflingen von 100 weiteren, zu Jahresbeginn 2019 ausgewählten Eschen mit deutlich verringerter Anfälligkeit gegenüber dem Pilz, berichtet Projektkoordinator Dr. Peter Röhe. Er rechnet damit, dass weitere etwa 700 widerstandsfähige Pfropflinge die Plantage im Frühjahr 2020 ergänzen werden. Aufgrund der großen Anzahl von Genotypen – die dann mehr als 1000 Eschen-Abkömmlinge stammen von insgesamt etwa 140 Mutterbäumen – verfüge die Eschensamenplantage über eine breite genetische Vielfalt, unterstreicht Röhe. Neben dem Ansatz der vegetativen Vermehrung durch Pfropflinge wird in einem ergänzenden Projekt in der landeseigenen Baumschule außerdem die generative Vermehrung von Eschen über die gezielte Nachzucht aus Saat der „Plusbäume“ getestet.

Das Thünen-Institut übernimmt die wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens. Neben der genetischen Diversität der Mutterbäume werden u. a. die Variabilität des Pilzes und artspezifische Marker für dessen Nachweis untersucht. Ziel des Gesamtprojektes ist die Vermehrung besonders widerstandsfähiger Eschen. Die Samenplantage sichert die künftige Erzeugung von qualitativ hochwertigem und genetisch vielfältigem Vermehrungsgut der Esche mit erhöhter Resistenz gegenüber dem Eschentriebsterben. Die Umsetzung des Vorhabens trägt zum Erhalt und der weiteren forstwirtschaftlichen Nutzung der Esche bei.

Hintergrund:

Der Anfang der 90iger Jahre eingeschleppte Schlauchpilz (Hymenoscyphus fraxineus) schädigt derzeit Eschenbestände in weiten Teilen Europas. Der synonym auch Falsches Weißes Stengelbecherchen genannte Pilz wurde erstmals 2007 in Deutschlands Eschenbeständen nachgewiesen. Die nur wenige Millimeter großen weißen Fruchtkörper des Pilzes entwickeln sich ab Anfang Juni auf den vorjährigen Eschenblattstielen. Sie produzieren enorme Mengen an Sporen, die der Wind auf die Blätter der Eschen verfrachtet, wo sie auskeimen und in Mark und Holz der Eschentriebe eindringen. Darauf sterben die Triebe meist schnell ab; die Kronen befallener Eschen werden schrittweise von außen nach innen licht. Nach dem Pilzbefall treten bei den geschwächten Eschen stets Folgeschädlinge auf, die das Absterben noch beschleunigen. Die Erkrankung bedroht die Esche in ihrem gesamten natürlichen Verbreitungsgebiet in ihrer Existenz. In MV sind praktisch alle Eschenbestände von dem Pilz befallen. Auf mehr als der Hälfte der Vorkommensfläche ist die Esche hier krankheitsbedingt bereits ausgefallen.

Eschenbestände kommen auf Nassstandorten im küstennahen Raum oft als alleinige Baumart vor und sind dort ökologisch und wirtschaftlich bedeutungsvoll. Nur etwa 2 Prozent der Eschen besitzen eine erhöhte Widerstandskraft gegenüber dem Pilz.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das Vorhaben „Erhalt der Gemeinen Esche durch Anlage einer Samenplantage bestehend aus Klonen mit hoher Resistenz gegenüber dem Eschentriebsterben (ResEsche)“ im Rahmen des Förderschwerpunkts „Nachhaltige Waldwirtschaft“ über seinen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR). Die Projektbegleitung erfolgt über das Kompetenz- und Informationszentrum Wald und Holz (KIWUH). Informationen zu den beiden Teilvorhaben des Verbundprojektes sind in der Projektdatenbank der FNR unter den Förderkennzeichen 22019815 und 22019915 abrufbar.

Das KIWUH ist eine Abteilung der FNR. Die FNR ist seit 25 Jahren als Projektträger des BMEL für das Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe aktiv. Sie unterstützt Forschungsthemen u.a. in den Bereichen nachhaltige Forstwirtschaft und innovative Holzverwendung.

 

Pressekontakt:
Kompetenz und Informationszentrum Wald und Holz
bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Martina Plothe
Tel.: +49 3843 6930-311
Mail: m.plothe(bei)kiwuh.fnr.de

PM KIWUH 2019-09

Bei Verwendung der Bilder bitte als Quelle P. Röhe angeben.

Auf einer Versuchsfläche der Landesforst MV wurden 700 Eschenpfropflinge mit erhöhter Widerstandskraft gegen das Eschentriebsterben gesetzt. Sie bilden den Grundstock für eine Eschensamenplantage. Quelle: P. Röhe

Auf einer Versuchsfläche der Landesforst MV wurden 700 Eschenpfropflinge mit erhöhter Widerstandskraft gegen das Eschentriebsterben gesetzt. Sie bilden den Grundstock für eine Eschensamenplantage. Quelle: P. Röhe

Eschenpfropflinge mit Blütenansatz. In etwa zehn Jahren liefern die Bäume Saatgut in ausreichender Menge. Quelle: P. Röhe

Eschenpfropflinge mit Blütenansatz. In etwa zehn Jahren liefern die Bäume Saatgut in ausreichender Menge. Quelle: P. Röhe