Fachagentur Nachwachsende RohstoffeEin Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

 

FNR-Pressemitteilung

Vernetzte Landschaft schützt Käfer, Bienen und Stechimmen

Lebensraumverlust für die Tier- und Pflanzenwelt durch Siedlungen, Agrarflächen und Verkehrswege ist einer Anfang Mai 2019 veröffentlichten Studie des Weltbiodiversitätsrates zufolge mitverantwortlich für die weltweit abnehmende biologische Vielfalt. Isolierte Lebensräume setzen unter anderem den Waldinsekten zu. Die Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern entwickelt in einem vom Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) geförderten Forschungsprojekt Schutzstrategien für durch Lebensraumfragmentierung gefährdete Insektenarten.

In Mecklenburg-Vorpommern könnte die starke Verinselung und Fragmentierung von Waldflächen das Schicksal einzelner Waldinsektenarten bereits besiegelt haben. Bei den holzbewohnenden Käferarten etwa, die ökologisch eng an Alters- und Zerfallsphasen von Wäldern gebunden sind, wurden Indizien für „Aussterbeereignisse“ registriert, berichtet Dr. Ingo Brunk aus dem Fachgebiet Forstliches Versuchswesen der Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern. Das Fachgebiet untersucht seit 2002 in Naturwaldreservaten die Holzkäferfauna und liefert Datengrundlagen für die Überwachung der Biodiversität von Waldökosystemen in MV.

Im Herbst 2018 startete die Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern zusammen mit weiteren Beteiligten ein auf drei Jahre angelegtes Modellprojekt zum Waldinsektenschutz – gefördert vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) mit 1,7 Millionen Euro.
Forschung und praktische Umsetzung des vom der FNR begleiteten Vorhabens sind ausgerichtet auf das Erarbeiten und Optimieren von Schutzstrategien für durch fragmentierte Lebensräume gefährdete Waldinsekten.

Wichtigstes Projektziel ist das Anlegen eines landschaftsübergreifenden forstlichen Biotopverbundes in und außerhalb von Wäldern. Waldinseln und offene Landschaft werden mit Hecken, Sträuchern, Baum- und Blühstreifen verbunden; selbst Strommasten könnten in das Grüne Band einbezogen werden, um abgeschnittene Waldinsekten-Populationen wieder miteinander zu vernetzen. Die in dem Modellvorhaben gewonnenen Erkenntnisse werden nach Projektabschluss bundesweit für Waldbesitzende und Behörden – etwa über einen Handlungsleitfaden, Fachtagungen, Schriftenreihen – und für Bildungseinrichtungen über waldpädagogische Informationen bereitgestellt.

Nach landesweiter Landschaftsanalyse wurden zu Jahresbeginn 2019 in der Umgebung von Güstrow ein ca. 5000 Hektar umfassendes zusammenhängendes Waldgebiet mit etwa 200-jährigen Rotbuchen und Stieleichen sowie eine angrenzende Offenlandschaft mit Waldfragmenten, Feldgehölzen und Einzelbäumen für das Projekt ausgewählt. Aktuell erfolgt hier bis zum Frühjahr 2020 eine Bestandsaufnahme wichtiger waldspezifischer Insektengruppen. An 40 Standorten werden die auf beiden Flächen lebenden Käfer, Schmetterlinge und Stechimmen und deren Gefährdungspotenziale wissenschaftlich dokumentiert.

Hintergrund:

  • Der 22. Mai wurde im Jahr 2000 von den vereinten Nationen als „Internationaler Tag der biologischen Vielfalt“ festgelegt. Erinnert werden soll mit diesem Tag an den 22. Mai 1992. Seinerzeit war in Nairobi Einigkeit über den Text des UN-Übereinkommens über biologische Vielfalt erreicht worden. Die Biodiversitäts-Konvention (CBD) wurde auf der UN-Konferenz im Juni 1992 in Rio de Janeiro zur Signatur ausgelegt und trat am 29. Dezember 1993 in Kraft. Das Abkommen wurde von fast 200 Vertragspartnern unterzeichnet.
  • Der Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) warnt in seinem Anfang Mai 2019 vorgelegten globalen Bericht zur Artenvielfalt vor dem Aussterben von einer Million der geschätzt acht Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit. Der vom IPBES vorgelegte Bericht zielt darauf ab, eine wissenschaftliche Grundlage für ein neues Uno-Rahmenabkommen zur Bewahrung der biologischen Vielfalt zu schaffen. Das Abkommen soll im Oktober 2020 auf dem Weltnaturschutzgipfel in China von 200 Regierungen unterzeichnet werden.
  • Insekten stellen mit knapp 70 Prozent die größte Gruppe aller in Deutschland nachgewiesenen Tierarten. Mehr als 33.000 Arten sind hier bis heute beschrieben worden. Das Schwinden der Insektenpopulationen hat tiefgreifende Konsequenzen für Pflanzenvermehrung, Bodenfruchtbarkeit, Waldgesundheit und Biodiversität im Wald.
  • Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert seit Oktober 2018 zwei Projekte zum Schutz von Insekten in der Land- und Forstwirtschaft.

Das Projekt „Erarbeitung, Optimierung und Umsetzung von Schutzstrategien für durch Lebensraumfragmentierung gefährdete Insektenpopulationen mit Maßnahmen eines wirkungsvollen Biotopverbundes in und außerhalb von Wäldern“ der Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern wird durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) begleitet. Informationen zu dem Projekt finden sich auf fnr.de/projektfoerderung unter dem Förderkennzeichen: 22013518.

Informationen zu den Teilvorhaben des Verbundprojektes „Förderung von Insekten in Agrarlandschaften durch integrierte Anbausysteme mit nachwachsenden Rohstoffen (FInAL)“ gibt es auf fnr.de/projektfoerderung unter nachfolgenden Förderkennzeichen: 22012018, 22012118, 22012218, 22012318.

Eine Beschreibung beider Vorhaben finden Sie hier.

Die FNR ist seit 25 Jahren als Projektträger des BMEL für das Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe aktiv. Sie unterstützt Forschungsthemen in den Bereichen nachhaltige Forstwirtschaft und innovative Holzverwendung.

Pressekontakt:
Kompetenz und Informationszentrum Wald und Holz
bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Martina Plothe
Tel.: +49 3843 6930-183
Mail: m.plothe(bei)kiwuh.fnr.de

PM KIWUH 2019-14

Bei Verwendung des Bildes bitte als Quelle FNR/S. Wildermann angeben.

Der Scharlachrote Feuerkäfer (Pyrochroa coccinea) verdankt seinen Namen seiner auffälligen Rotfärbung. Er lebt auf Totholz in Wäldern. Foto: FNR/ Siria Wildermann

Der Scharlachrote Feuerkäfer (Pyrochroa coccinea) verdankt seinen Namen seiner auffälligen Rotfärbung. Er lebt auf Totholz in Wäldern. Foto: FNR/ Siria Wildermann