Fachagentur Nachwachsende RohstoffeEin Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

 

FNR-Pressemitteilung

Flüssigholz erobert die Extrusion

Lippenstifthüllen in der Entwicklung

Nicht nur im Spritzguss, sondern auch in der Extrusion sollen Lignincompounds in Zukunft verarbeitet werden können. Die Gehr Kunststoffwerk GmbH & Co KG will dem Arboform genannten Material damit neue Anwendungsmöglichkeiten erschließen. Mit Unterstützung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) sollen Profilhalbzeuge hergestellt und zu Kosmetik- und Schreibstiften verarbeitet werden.

 

Wenngleich Holz bei Weitem der wichtigste nachwachsende Rohstoff ist, setzen seine Eigenschaften dem Einsatz gewisse Grenzen. Mit so genanntem Holzersatz aus Holzreststoffen gelang es in den letzten Jahren, neue Anwendungsgebiete zu erschließen. Eines dieser kunststoffähnlichen Materialien ist Arboform, das im Wesentlichen aus Lignin und Naturfasern besteht. Mit Additiven vermischt, lässt sich damit ein Granulat herstellen, das wie ein herkömmlicher Kunststoff thermoplastisch verarbeitbar ist. Von den gängigen Formungsverfahren aus der Kunststoffindustrie kann bisher jedoch nur der Spritzguss auf diesen Biowerkstoff angewandt werden. Die Extrusion zu Halbzeugen ließ sich noch nicht praktizieren.

 

Daran will die Gehr Kunststoffwerk GmbH + Co KG zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Chemische Technologie und der Tecnaro GmbH jetzt etwas ändern. Gelänge es, Arboform über die Extrusion zu Halbzeugen zu verarbeiten, ließe sich das Material erheblich vielfältiger nutzen. Denn während über den Spritzguss nur fertige, nicht mehr bearbeitbare Werkstücke herstellbar sind, werden über die Extrusion Halbzeuge geformt. Sie können im Anschluss ganz nach Wunsch zu den verschiedensten Produkten weiterverarbeitet werden.

 

Ziel ist es daher, Materialien, Werkzeuge und Technologien für die Extrusion von Arboform zu entwickeln. Anpassungen sind von beiden Seiten notwendig: Granulat und Verarbeitungsmaschinen müssen erst aufeinander abgestimmt werden. Nicht nur das Fließverhalten, sondern auch die Feuchtigkeit des nachwachsenden Rohstoffs stellen dabei eine Herausforderung dar.

 

Als Prototypen haben sich die Wissenschaftler mit Schreib- und Kosmetikstiften ganz typische Anwendungen herausgesucht. Laufen die Arbeiten wie geplant, soll es im Frühjahr 2006 Arboformstifte geben, die Kunststoffstiften oder hochwertigen Holzstiften in nichts nachstehen. Es bleibt zu hoffen, dass der Weg in die industrielle Umsetzung dann nicht mehr weit ist. Denn die Umwelt profitiert von der breiten Nutzung des Holzreststoffs in jedem Fall: während hochwertige Bleistifte heute aus importiertem Zedernholz hergestellt werden, kommen für Kosmetikstifte bisher nur klassische Polymere zum Einsatz.

 

Nr. 338