Fachagentur Nachwachsende RohstoffeEin Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

 

FNR-Pressemitteilung

Aussaat der Silphie: Fortschritte, aber noch kein endgültig praxisreifes Verfahren

Forschungsprojekt der TLL liefert neue Zwischenergebnisse

Die Durchwachsene Silphie gilt als vielversprechende neue Energiepflanze, bei der praktischen Handhabung wirft sie aber noch Fragen auf. Von 2010 bis 2013 bemühte sich die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) deshalb um eine Optimierung des Anbauverfahrens. Zudem stellte sie vielversprechende Herkünfte und Linien dem Projektpartner N.L.Chrestensen für die Züchtung zur Verfügung.

Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) gefördert.

Die wohl häufigste Frage, die an der Silphie interessierte Landwirte stellen, lautet: „Gibt es jetzt praxistaugliches Saatgut?“ Denn noch immer besteht das Problem der sehr unregelmäßigen Keimung unbehandelter Samen. Deshalb wurde der überwiegende Teil der heutigen Bestände – etwa 400 Hektar deutschlandweit - mit Setzlingen etabliert. Das jedoch ist arbeitsaufwändig und teuer. Die Antwort der TLL auf die Saatgut-Frage heißt : „Jein.“  Zwar konnte die Landesanstalt mit vorbehandeltem Saatgut tatsächlich eine deutlich verbesserte Feldaufgangsrate von 79 bis 84 Prozent erreichen. N.L. Chrestensen hatte zuvor eine chemische und eine mechanische Vorbehandlungsmethode für die Samen entwickelt. Auch ließ sich das Saatgut mit einer herkömmlichen Einzelkornsämaschine drillen. Was jedoch nach wie vor Probleme bereitet, sind die hohen Ansprüche der Saat an die Saatbettbereitung und die Ablagetiefe. Bereits bei Ablagetiefen über zwei cm sinkt die Aufgangsrate drastisch ab. Ein Nachfolgeprojekt soll nun klären, welche gängige landwirtschaftliche Technik am besten für die Silphiesaat geeignet ist bzw. wie sie dafür angepasst werden kann.

Weitere interessante Ergebnisse aus dem jetzt abgeschlossenen Vorhaben erbrachten die Parzellenversuche der TLL an den beiden Standorten Dornburg und Heßberg (Thüringen, Ackerzahlen zwischen 43 und 80). Seit mittlerweile neun Jahren werden die Silphiebestände dort beerntet, ohne dass bisher ein Ertragsrückgang feststellbar wäre. Im Mittel der neun Jahre lagen die Trockenmasse-Erträge pro Hektar sowohl in Dornburg als auch in Heßberg über dem Durchschnittsertrag von Silomais am gleichen Standort. Der Methangehalt der Silphie liegt etwa 10 Prozent unter dem von Mais, trotzdem erzielte die Pflanze mit 5.600 bis 6.400 m3 Methan pro Hektar in den Jahren 2010 bis 2012 (Standort Dornburg) sehr hohe Methanerträge. Lediglich beim ökonomischen Vergleich schnitt sie etwas schlechter als Mais ab, da sie zum Erntezeitpunkt einen geringeren Trockensubstanzgehalt hat und der Landwirt somit insgesamt mehr Masse durch den Biogasprozess schleusen muss. Züchtungsanstrengungen von Chrestensen zielen unter anderem darauf, die Methangehalte der Pflanze zu erhöhen.

Als günstigster Erntetermin stellte sich in Dornburg die letzte August- und die erste September-Dekade heraus, wenn die Pflanze einen Trockensubstanzgehalt von ca. 26 Prozent aufweist.

Bei der mehrortigen Prüfung verschiedener Herkünfte zeigte sich, dass klare Tendenzen zur Standorteignung in den einzelnen Jahren kaum erkennbar sind. Unter Berücksichtigung fünfjähriger Durchschnittserträge wird sichtbar, dass in Dornburg und Bingen (Rheinland-Pfalz) die russische und in Gülzow (Mecklenburg-Vorpommern) und Heßberg die norddeutsche Herkunft im Trockenmasseertrag am besten abschnitten. Die unterschiedliche Standorteignung der Herkünfte gilt es nun in weiteren Versuchen noch besser abzusichern.

Weitere Ergebnisse betrafen die Möglichkeit der Bestandsetablierung unter einer Deckfrucht (mit Risiken verbunden, nur bei optimaler Witterung erfolgreich), die empfehlenswerte Aussaat- bzw. Pflanzzeit (Mitte bzw. Ende Juni), die Düngung mit Gärresten (tendenziell gut möglich) und den Pflanzenschutz (Antrag auf Zulassung eines Mittels wurde auf Basis der Projektergebnisse gestellt).

Alle Ergebnisse sind im Abschlussbericht der TLL nachzulesen. Der Bericht steht auf www.fnr.de im Menü Projekte & Förderung unter dem Förderkennzeichen 22012809 zum Download bereit. Der Bericht des Projektpartners Chrestensen zu den züchterischen Aktivitäten wird voraussichtlich ab Juni 2014 verfügbar sein.

In dem geplanten Folgeprojekt wollen TLL und Chrestensen die begonnenen Arbeiten gemeinsam mit dem Institut für Landtechnik der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn fortführen. Die Uni Bonn wird insbesondere für die Optimierung der Sätechnik zuständig sein. Spätestens 2016 will man ein sicheres Aussaatverfahren einschließlich effizienter Pflanzenschutzmaßnahmen für die Durchwachsene Silphie anbieten können. Darüber hinaus soll dann auch erstes züchterisch verbessertes Pflanzenmaterial für den Praxisanbau bereitstehen.

 

Pressekontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
Nicole Paul
Tel.: 03843 – 6930 142
Mail: n.paul(bei)fnr.de

Bislang muss die Silphie mit Setzlingen gepflanzt werden, weil das Saatgut sehr unregelmäßig aufläuft. N.L.Chrestensen und TLL konnten in den letzten Jahren jedoch vielversprechende Fortschritte bei der Saatgutbehandlung verzeichnen. Fotos: FNR/M. Hauri; FNR/S. Biese

Bislang muss die Silphie mit Setzlingen gepflanzt werden, weil das Saatgut sehr unregelmäßig aufläuft. N.L.Chrestensen und TLL konnten in den letzten Jahren jedoch vielversprechende Fortschritte bei der Saatgutbehandlung verzeichnen. Fotos: FNR/M. Hauri; FNR/S. Biese