Fachagentur Nachwachsende RohstoffeEin Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

 

FNR-Pressemitteilung

Blauer Engel für Textilien

Um für Verbraucherinnen und Verbraucher die Bemühungen der Produktionsverantwortung sichtbar zu machen, bedarf es einer transparenten und glaubwürdigen Produktinformation und Produktkennzeichnung. Ziel des Umweltzeichens ist deshalb, Produkte auszuzeichnen, die hohe Umweltstandards in der Produktion erfüllen, auf gesundheitsgefährdende Chemikalien verzichten, gute Gebrauchseigenschaften aufweisen und bei denen in der Herstellung auf die Einhaltung der ILO Kernarbeitsnormen geachtet wurde. Das Umweltzeichen will somit eine Orientierung für den Konsum nachhaltiger Produkte bieten:- Verbesserte Umweltstandards im Herstellungsprozess,- Verbesserung der Arbeitssicherheit und der sozialen Bedingungen in der Herstellung,- Vermeidung gesundheitsbelastender Chemikalien im Produkt,- gute Gebrauchstauglichkeit.

In Deutschland umfasst die Textil- und Modebranche 1.100 Betriebe mit insgesamt ca. 100.000 Mitarbeitern. 2009 verzeichnete die Branche einen Umsatz von etwa 17 Milliarden Euro. Die Produktion umfasst technische Textilien, Bekleidungstextilien sowie Haus- und Heimtextilien (Konjunkturübersicht 2005-2009, Gesamtverband Textil + Mode, 20101). EU-27 betrug der Umsatz 2009 167 Milliarden Euro. 128.000 europäische Betriebe beschäftigten 2 Millionen Mitarbeiter (EURATEX, 2010).

Bedeutende europäische Produktionsstätten finden sich neben Deutschland in Italien, Niederlande, Polen, Belgien, Rumänien, Frankreich und der tschechische Republik. Die meisten der in Deutschland verkauften Textilprodukte sind jedoch Importware zumeist aus asiatischen Ländern. Gerade diese Fertigungsländer sind allerdings häufig der Kritik zivilgesellschaftlicher Akteure und der Medien ausgesetzt. Berichte über unzureichende Qualitätsstandards beim Einsatz von Gefahrstoffen, unhaltbare Arbeitsbedingungen oder mangelnde Umweltschutzmaßnahmen richten sich überwiegend an die arbeitsintensive Endfertigung (die Konfektionierung), aber auch die Veredelungs- und Färbeprozesse und nicht zuletzt an die Baumwollgewinnung. Die Textilindustrie beinhaltet eine große Zahl von Teilsektoren, die den gesamten Fertigungszyklus von der Rohstofferzeugung (Chemiefasern, aturfasern) über Halbfertigprodukte (Garne, Wirkwaren inkl. zugehöriger Prozesse) bis hin zu den Endprodukten einschließt. Für die Vergabegrundlage wurde der gesamte Fertigungszyklus betrachtet und Anforderungen für die umweltrelevanten Prozesse erarbeitet.

Eine Verbesserung der Umwelt- und Gesundheitsstandards in der Produktion, im Vertrieb und in den Produkten selbst kann nur erfolgen, wenn eine möglichst vollständige Dokumentation der Arbeitsprozesse und Transportwege, des Rohstoff- und Energieverbrauchs, der eingesetzten Materialien in der Herstellung und Verarbeitung erfolgt. Antragstellern und Zulieferern wird daher die Einführung eines Umweltmanagementsystems und die Dokumentation für die Öffentlichkeit im Rahmen eines Umwelt- oder Nachhaltigkeitsberichtes empfohlen.

Bei der Revision des Umweltzeichens sind insbesondere die Grenzwerte für Antimon in Polyesterfasern im Totalaufschluss und mittels Schweißextraktion (Ziffern 3.2.2.4 und 3.3.6.2) sowie die zugrundegelegte EPA-Liste der ausgeschlossenen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe unter Ziffer 3.3.6.9 erneut zu diskutieren und aufgrund von technischen und wissenschaftlichen Weiterentwicklungen anzupassen.